德語(yǔ)小說閱讀:黑駿馬(11)
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2021-03-02 01:26
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德語(yǔ)小說閱讀:黑駿馬(11)
Ginger und ich waren keine gew hnlichen Kutschpferde. Wir hatten mehr das Blut von Rennpferden und waren zum Reiten wie zum Fahren geeignet. Glücklicherweise bereitete unser Herr uns gelegentlich das Vergnügen, gemeinsam auszureiten.
Ginger für den Herrn, ich durfte seine Gattin tragen und Sir Oliver und Merrylegs für die jungen Damen. Wir liebten es, in Gesellschaft zu traben und waren deshalb immer bester Laune dabei. Meine Herrin war eine tolle Reiterin, sie führte mich mit angenehm leichter Hand. Ach, wenn nur alle Menschen wüssten, wie wohl das tut, fürs Maul und für das Wohlergehen.
Ginger beneidete mich manchmal darum. Doch der alte Sir Oliver beruhigte sie dann immer: "Es ist doch eine Ehre für dich, so einen schweren Menschen mit solcher Freude zu tragen wie du. Da musst du nicht traurig sein. Wir Pferde müssen eh die Dinge nehmen, wie sie kommen. Und solange man uns gut behandelt, sollten wir anst ndig und glücklich sein."
Sir Olivers Schweif war nur 15 oder 20 Zentimeter kurz. Darüber hatte ich mich schon oft gewundert. Und als wir wieder einmal im Obstgarten standen, fragte ich ihn, ob er den Schweif bei einem Unfall verloren h tte.
Da schnaubte er mit wildem Blick. "Das war kein Unfall. Als ich noch jung war, brachte man mich an einen Ort, wo man mir meinen sch nen Schweif durch Fleisch und Knochen hindurch abgeschlagen hat. Es war eine grausame Tat."
"Das ist ja schrecklich!", rief ich.
"Ja, das kann man wohl sagen. Aber das Schlimmste waren nicht die h llischen Schmerzen, nein. Obwohl ich mich furchtbar sch mte, dass mein sch nster Schmuck weg war, so war doch das Schlimmste, dass ich die Fliegen nicht mehr verjagen konnte. Ihr verjagt die l stigen Stechmücken mit eurem Schweif, aber ich bin ihnen hilflos ausgeliefert. Zum Glück macht man das heute nicht mehr."
"Weshalb tat man das denn überhaupt einmal?", fragte Ginger.
Sir Oliver erkl rte uns, dass es früher eine Modeerscheinung war. Zu dieser Zeit wurde allen wertvollen Tieren der Schweif gekürzt. Das schien ebenso modisch wie die schrecklichen Zügel, mit denen man Ginger in London gequ lt hatte.
"Natürlich. Ich finde ja, dass Mode eine der schlimmsten Dummheiten der Menschen ist. Sie qu len ja auch Hunde. Eine liebe Freundin von mir, eine braune Terrierhündin namens Skye, brachte in meinem Stall fünf sü e Welpen zur Welt. Eines Tages nahm ein Mann alle mit. Erst dachte ich, er hatte Angst, dass diese sü en herumkrabbelnden Hündchen von uns zertreten werden. Weit gefehlt! Am Abend trug Skye ihre kleinen Tiere blutend und schreiend wieder herein. Man hatte ihnen den Schwanz gekürzt und die Ohren zurechtgeschnitten. Die Mutter hatte sie abgeleckt, gepflegt und irgendwann verheilten die Wunden. Doch die Ohren, die das Innere vor Staub und Verletzungen schützen sollten, waren für immer verstümmelt."
Sir Oliver erz hlte uns das mit Bitterkeit in der Stimme und Ginger erkl rte aufgebracht alle Menschen zu empfindungslosen Hohlk pfen. Merrylegs best tigte, dass das alles sehr traurig sei. Doch er nahm unseren Herrn und John und James in Schutz. Er mahnte uns, nicht undankbar zu sein. Und um ein anderes Thema anzuschneiden, fragte ich: "Weshalb gibt es eigentlich Scheuklappen?"
Sir Oliver antwortete knapp: "Die sind nur l stig und gef hrlich noch dazu!"
Justice mischte sich ein und erkl rte mir, dass Scheuklappen uns Pferde vor Unf llen schützen sollen. Dennoch verstand ich immer noch nicht, weshalb man sie nicht bei Reitpferden verwendete. "Wahrscheinlich der Mode wegen", erkl rte Justice. "Menschen meinen, dass ein Pferd erschreckt, wenn es die R der der Kutsche hinter sich sieht. Sie fürchten, dass wir durchgehen würden. Obwohl das eigentlich bl d ist. Denn wir sehen ja noch viel mehr R der auf der Stra e. Und h tten wir nie Scheuklappen getragen, würden wir sie auch nicht vermissen."
Nun mischte sich Sir Oliver wieder ein. "Ich finde, dass Scheuklappen besonders in der Nacht gef hrlich werden k nnen. Wir Pferde k nnen im Dunkeln wesentlich besser sehen als Menschen und w re unsere Sicht nicht st ndig durch diese Scheuklappen behindert, würde mancher Unfall nicht geschehen. So sind vor einigen Jahren zwei Pferde im Dunkeln zu nahe an die B schung geraten, der Wagen überschlug sich und die Pferde sind ertrunken. Der Kutscher konnte sich damals nur mit Mühe retten. Dann wurde ein wei er Zaun aufgestellt, den man nachts besser erkennen kann. H tte man den Pferden nicht die Sicht geraubt, w ren sie nie verunglückt.
Oder, als damals die Kutsche unseres Besitzers kippte. Sie sagten, die Lampe auf der linken Seite sei kaputt gegangen und deshalb h tte John das Loch auf dem Weg nicht gesehen. W re aber das Pferd ohne Scheuklappen gelaufen, dann h tte es dieses gro e Loch auch ohne Licht sehen k nnen. Unser Herr war verletzt, die Kutsche unbrauchbar und dass John überlebt hat, war allen ein R tsel.
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